Mein Weg war steinig und mit vielen Selbstzweifeln übersät. Doch ich habe ihn hin zur Selbstliebe und Zufriedenheit lenken können und werde ihn weiter gehen. Vielleicht hilft dir meine Geschichte auch für deinen Weg oder gibt dir zumindest das Gefühl, nicht allein zu sein.
Mein Weg beginnt!
Vor elf Jahren begann mein Weg zur Selbstliebe. Ich war 18 Jahre alt und hatte bis dahin nur wenig für mich übrig, geschweige denn Selbstvertrauen oder Selbstachtung.
Bis zu diesem Zeitpunkt verabscheute ich meine Akne und die dadurch entstandenen Narben. Ich hasste jedes Gramm an mir. Ich trug Kleidergröße 38/40 und empfand mich als fett und abstoßend. Aufgrund meiner Pickel und Narben zog ich immer nur T-Shirts, nie Tops an. Selbst beim Sex wollte ich es nicht ausziehen, aus Angst, man würde mich als unrein, unhygienisch und ekelerregend ansehen.
Das schlimmste war, ich fühlte mich wertlos.
Es gibt für mich nichts Traurigeres, als zu denken, ich sei es nicht wert anständig behandelt zu werden.
Ich bin liebenswert – Bin ich liebenswert?!
Meine Denkweise änderte sich während meiner ersten Beziehung grundlegend. Ich fing an mich zu fragen, ob ich es wert bin, geliebt zu werden. Ob es okay ist, meine eigene Meinung zu vertreten? Was Menschen überhaupt liebenswert und wertvoll macht. Ist Aussehen wirklich so wichtig? Gibt es wirklich nur das eine Ideal, an welchem wir Schönheit messen und muss ich mich und mein Aussehen daran knüpfen? Während dieser Zeit hatte ich viele unscheinbare Vorbilder, die meine Denk- und Sichtweise veränderten.
Es gab beispielsweise in meiner Berufsschulklasse ein Mädchen, das etwas mollig war. Sie war so fröhlich, wunderschön, selbstbewusst und schämte sich nicht, ihren Bauch zu zeigen.
Ich hatte mir jahrelang antrainiert, meinen Bauch mit mindestens einem Arm zu verstecken oder mich bestmöglich zu strecken, damit man die Rollen nicht sieht. Aber nachdem ich das Mädchen kennenlernte und ihre tolle Ausstrahlung wahrnahm, überdachte ich meine eigene Haltung. So begann ich daran zu arbeiten, mich normal hinzusetzen und bewusst die Arme wegzulassen, in der Hoffnung, irgendwann gar nicht mehr darauf achten zu müssen.
Mein Körper ist ein Wunder!
Ich bin durch so viele Höhen und Tiefen gegangen, die meinen Weg geprägt haben. Besonders die kleinen Dinge des Alltags haben bei mir die größten Veränderungen bewirkt: ein Satz in einem Buch, ein Gespräch mit einem Freund, Menschen die ich gesehen habe. Positives bewirkte Veränderung, Negatives festigte meine Meinung. Zumindest meistens.
Mein Körper ist ein unglaubliches Wunder. Er hat mich durch meine schwersten Zeiten begleitet – trotz des Selbsthasses und des selbstverletzenden Verhaltens. Er hat mit mir und für mich gegen jede Krankheit gekämpft, ob seelischer oder körperlicher Natur. Jeder Dehnungsstreifen, jede Narbe, selbst meine kommenden grauen Haare und meine schwachen Augen sind Zeichen dafür, dass mein Körper das Beste macht, was er kann und für mich da ist.
Meine Zweifel haben mich vergiftet
Vor ein paar Jahren dann das nächste Tief. Meine Ängste und Selbstzweifel haben meinen Geist vergiftet und mich gelähmt. Ich rutschte tief in Depressionen. Zu stagnieren war das Schlimmste, das mir passieren konnte. Getrieben von einem falschen Schönheitsideal, welches für mich unerreichbar war und Verachtung für meinen Charakter, gab ich den Weg zur Selbstliebe auf. Ein Jahr verlor ich an eine schwerwiegende Depression und noch drei weitere beim Kampf hinauszufinden und wieder aufzustehen.
Als ich endlich verstand, dass es ‘DAS Schönheitsideal’ gar nicht gibt, das der perfekte Mensch nicht existiert – konnte ich weitergehen und mich weiter entwickeln. Ich verstand, dass Fehler und vermeintliche Makel mich besonders machen und ich dazulernen und mich verändern kann. In der Therapie und im Selbststudium half mir mein Wunsch nach Selbstliebe und dem Steigern meines Selbstwertes wieder auf den richtigen Weg.
Jeder Mensch hat schöne und weniger schöne Seiten an sich, aber es ist unser Charakter sowie unsere selbstbewusste Ausstrahlung, die uns ausmachen. Ich fing an, darauf zu achten, wie Menschen auf mich reagieren, wenn ich glücklich bin und mich wohlfühle und verglich es mit den Momenten, in denen ich unsicher war und mich nicht schön fand.
Das Ergebnis war eindeutig: Fühlte ich mich stark und selbstbewusst, wurde ich sehr viel mehr als attraktiv und / oder interessant wahrgenommen. Ich bekam häufig Komplimente, Aussehen spielte dabei keine Rolle – ungeschminkt, sichtbare Pickel und Aknenarben, mit Brille, kurvig – all meine vermeintlichen Makel – es machte keinen Unterschied.
Nimm niemals die Meinung eines Menschen an, dessen Rat du nicht auch erfragen würdest
Während meines gesamten Weges gab es etwas, das mich immer wieder traf und viel Kraft kostete: Mobbing!
Noch heute erreichen mich vereinzelt Beleidigungen und falsche Komplimente von ‘Schiebt den Wal zurück ins Meer.’ bis hin zu ‘Du bist hübsch, für eine Dicke’. Auf ersteres reagiere ich nicht mehr, dafür ist mir meine Zeit zu kostbar und auf zweiteres mache ich kurz, aber eindeutig aufmerksam.
Ich bin ein sehr diskussionsfreudiger Mensch, tappe daher ab und zu noch in die Falle, mich rechtfertigen und erklären zu wollen. Doch mir ist bewusst, dass meine Selbstachtung darunter leidet.
Davon abgesehen ist es nicht meine Aufgabe, ignorante Menschen zu belehren. Das funktioniert nicht und kostet mich zu viel Zeit und Kraft, die ich für mich oder Menschen verwenden möchte, die meinen Rat schätzen bzw. ich den ihren.
Ich stärke meine Selbstliebe
Es gibt nichts eindrucksvolleres als einen Menschen, der mit sich im Reinen ist. Das ist mein Ziel. Mittlerweile beschäftige ich mich mehr mit der Selbstliebe in Bezug auf meine Persönlichkeitsentwicklung:
Ich will herausfinden, welche Lebensziele ich erreichen möchte und wie.
Zudem arbeite ich daran, mein Selbstbewusstsein zu stärken und auf meine Selbstachtung Rücksicht zu nehmen. Meinen Körper zu lieben, habe ich bereits gelernt. Selbstverständlich habe ich immer noch Momente, in denen ich mich auf einmal unattraktiv finde oder mich schäme, aber ich weiß, dass diese Gedanken wieder verschwinden und nicht mehr meiner grundsätzlichen Einstellung entsprechen.
Ständig mit mir selbst im Kampf zu sein, hat mich viel Zeit und Kraft gekostet und mich in meiner Persönlichkeitsentwicklung gebremst. Wie oft habe ich die Motivationscoaches mit ihren ‘Nur Du selbst stehst Dir im Weg…’-Sprüchen belächelt, aber sie haben recht. Weisheiten wie: ‘Sei stärker als Deine stärkste Ausrede’ verfehlten bei mir jedoch den gewünschten Effekt.
Stattdessen habe ich eine andere Herangehensweise: Ich schwäche mit Selbst-Mitgefühl Argumente wie ‘Ich kann das nicht’ ab, indem ich einen verständnisvollen Alternativsatz bilde: ‘Ich kann es noch nicht, aber lerne aus meinen Fehlern und wachse an ihnen.’ Wenn ich mal nicht weiter weiß, frage ich meinen Partner, meine Familie oder Freunde, die mir einen neuen Blickwinkel zeigen.
Mehr über mich gibt es auch auf Instagram Nisiswelt.
Beitrag von Denise Greve
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