Musiktherapie
„Musik drückt aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.“ VICTOR HUGO
Musik spielt im Leben von Menschen eine sehr essentielle Rolle. Bereits im Bauch unserer Mutter können wir Stimmen und Klänge wahrnehmen. Die Musik und verschiedene Klänge schaffen es, dass wir uns traurig oder glücklich fühlen. Auf einige Klänge möchte man wie wild tanzen und andere Klänge helfen uns dabei, unsere Traurigkeit spüren zu können und weinend Druck abzubauen.
Was ist Musiktherapie?
Die Musiktherapie ist eine psychotherapeutische Methode, welche eine Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung von seelischer, körperlicher und geistiger Gesundheit bezwecken soll. Klänge schaffen es, dass man einen unmittelbaren Zugang zu tiefen Gefühlen oder vergessenen Erinnerungen schaffen kann. Somit schafft die Musik einen Zugang zu unserer Innenwelt.
Die Musiktherapie wird meistens als Teil eines Therapiekonzeptes in Kliniken angewandt und wird als ein nützliches therapeutisches Instrument angesehen. In einer Studie konnten Neurologen mithilfe von bildgebenden Verfahren aufzeigen, dass die Musik und deren Klänge einen Einfluss auf unsere Hirnstruktur haben. Dabei ist die Musiktherapie praxisorientierte Wissenschaftsdisziplin, die interdisziplinär, also mit anderen Professionen zusammenarbeitet. Hierzu gelten insbesondere die Medizin, die Psychologie, die Pädagogik, die Gesellschaftswissenschaften sowie die Musikwissenschaften.
Die Musiktherapie basiert somit auf medizinischen, tiefenpsychologischen, verhaltenstherapeutischen und teilweise. auch auf neurologischen Grundlagen. Jeder Musiktherapeut hat während seiner Ausbildung Schwerpunkte zu wählen und daher kann die Ausgestaltung der Therapie relativ unterschiedlich ausfallen.
Wie funktioniert Musiktherapie?
Zunächst ist das Setting der Musiktherapie sehr individuell zu verstehen. Es ist abhängig vom Krankheitsbild des Adressaten. Bei einem Autisten ist beispielsweise eine Einzeltherapie vorrangig durchzuführen, da bei diesen oftmals eine starke Kontakt- und Beziehungsstörung vorliegt und eine Gruppentherapie nicht besonders dienlich ist.
In der Einzeltherapie steht die verbale und nonverbale Kommunikation sowie die Beziehungsgestaltung zwischen Therapeut*in und Adressat im Vordergrund. Die Gruppentherapie setzt ein gewisses Maß an Gruppenfähigkeit der Adressaten voraus. Die therapeutischen Schwerpunkte liegen hier – im Gegensatz zur Einzeltherapie – besonders auf den kommunikativen und sozialen Aspekten.
Für wen ist eine Musiktherapie sinnvoll?
Für eine Musiktherapie benötigt man keine musikalischen Vorkenntnisse. Die Musiktherapie eignet sich für Menschen jeden Alters und kann bei vielerlei Problemen und psychischen Störungen angewandt werden. Besonders hervorheben möchten wir hier die Depressionen, die Angststörungen, die dementielle Erkrankung, Autismus oder auch rein physischen Erkrankungen.
Die Musiktherapie ist auch für Menschen geeignet, die Schwierigkeiten mit dem Sprechen oder mit dem Sprachverständnis haben, da der Kontakt zum Therapeuten über die Musik aufgebaut wird und sie auch ohne Sprache funktioniert. Musik ist also auch als eine universelle Sprache zu verstehen.
Doch die Musiktherapie ist nicht für jeden das richtige Therapieinstrument, denn es gibt Menschen, denen es schwerfällt, einen Zugang über die Musik zu finden. Um herauszufinden, ob die Musik ein geeignetes Therapieinstrument ist, werden zunächst Probesitzungen vereinbart.
Grundsätzlich gehört hierzu die Offenheit des Adressaten, denn bei Ablehnung funktioniert keine Therapieform. Gerade nach akuten traumatischen Erlebnissen kann die Musiktherapie Probleme hervorrufen, indem diese die bereits vorhandenen negativen Gefühle weiter verstärkt. Ebenfalls sollte bei Migräne- und Tinnitus Patienten darauf geachtet werden, dass die Musik und die Kläge nicht zu einem Triggerpunkt werden.
Aktive Musiktherapie
Die aktive Musiktherapie bildet den Schwerpunkt bei den meisten Musiktherapien. Beim aktiven Spielen und Bilden von Tönen können die eigenen Gefühle auf nonverbaler Basis vermittelt und sowohl für das Gegenüber, als auch für sich selbst hörbar und spürbar gemacht werden. Durch die aktive Musiktherapie ist es möglich, sich in einem geschützten Rahmen mit neuen Verhaltensweisen auszuprobieren und die Gefühle erleben, die sie mit sich bringen. Dabei wird hauptsächlich mit Improvisation gearbeitet.
Da ein Therapeut ebenfalls aktiv mitspielt, bietet sich den Patienten ein reales Gegenüber mit einer z.B. unterstützenden, stärkenden oder einer konfrontierend provokativen Funktion. Die Musiktherapeuten nutzen Instrumente und Klänge oder die eigene Stimme, um im gemeinsamen Spiel etwas in Gang zu bringen, etwas mitzugestalten, Neues entstehen zu lassen und Veränderungen zu unterstützen.
Passive Musiktherapie
Die passive Musiktherapie wird auch rezeptive Musiktherapie genannt. Bei dieser stehen das aktive Hören der Musik und das Aufnehmen der Schwingungen im Zentrum. Sprich: Den Patienten wird entweder Musik über einen Tonträger (z.B. CD, USB-Stick, etc.) abgespielt oder die Musiktherapeuten spielen selbst Musik, die physisch sowie psychisch auf sie wirken kann.
Es sollen individuell bedeutsame Erinnerungen und Assoziationen durch die Musik hervorgerufen werden. Anschließend kann über die wachgerufenen Gefühle, Erinnerungen, Vorstellungen sowie über die Körperwahrnehmung gesprochen werden.
Die Therapeutenwahl
Da die Berufsbezeichnung „Musiktherapeut” keinem gesetzlichem Schutz unterliegt, sollte in einer ambulanten Einrichtung genau auf die Ausbildung des praktizierenden Musiktherapeuten geachtet werden. Dabei ist es auch hilfreich, wenn man sich die Ausbildung und den Werdegang des Musiktherapeuten genauer ansieht.
Gerade, wenn es um die Behandlung von psychischen Erkrankungen geht, ist ein fundiertes therapeutisches Wissen unerlässlich. Wir werden im Laufe der Zeit noch Anlaufstellen in einem separaten Beitrag veröffentlichen, um euch ein paar Hinweise darauf geben zu können, welche Therapeuten eine für den Patienten förderliche Ausbildung absolviert hat.