Mit dem Projekt Queere-Kämpfende soll Angehörigen des Militärs, welche sich LGBTQIA* definieren oder der queeren Community zugehörig fühlen, eine Stimme verliehen werden. Basierend auf Methoden der Oral History werden dazu Interviews durchgeführt, welche ihre Rolle in den Streitkräften in den Fokus nehmen. Ziel ist es unter anderem, so die Akzeptanz in der Community, aber auch die Situation der Interviewten in der Gesamtgesellschaft ihres Landes zu untersuchen.

Die Ergebnisse bereiten Mitglieder unseres Vereins sowie weitere am Projekt Beteiligte multimedial auf. Derzeit werden Interviews mit der LGBTQIA*/Queeren-Community angehörigen Mitgliedern mehrerer europäischer Streitkräfte durchgeführt.

In diesem ersten Teil einer dreiteiligen Serie soll der aktuelle Stand in Deutschland, in der Bundeswehr dargestellt werden. Teile dieser Beiträge wurden im Rahmen einer Studienarbeit verfasst. 

Ein Thema, das lange Zeit keinen Platz in der lange von traditionellen Männerbildern geprägten Bundeswehr fand, wurde in den vergangenen Jahren nun endlich aufgearbeitet: Die Geschichte homosexueller Soldat:innen. Auch wir haben uns im Rahmen unseres Projekts Queere Kämpfende zuerst mit den hiesigen Gegebenheiten auseinandergesetzt. Anlass bot hierbei besonders eine aktuelle vom Bundesministerium der Verteidigung in Auftrag gegebene, ähnlich wie unser Projekt auf Zeitzeug:innen-Interviews basierende Studie. Um die Geschichte des Umgangs der Bundeswehr mit Homosexualität zum ersten Mal wissenschaftlich zu untersuchen, zog Oberstleutnant Dr. Klaus Storkmann nicht nur Archivdokumente heran, sondern stützte sich auch maßgeblich auf Berichte und Erzählungen von Zeitzeug:innen – sowohl jene, welche die Geschichte lediglich als Beobachter:innen erlebt haben, als auch diese, die selbst Opfer homophober Diskriminierung innerhalb der Bundeswehr wurden. 

Wir finden: Die Zeit für ein solches Projekt von Seiten der Bundeswehr war reif, gerade auch, weil sich der Bundeswehr-Verein QueerBw schon seit 2002 für Gleichberechtigung und die Interessen lesbischer, schwuler, bisexueller, trans-, inter- und andersgeschlechtlicher Angehöriger der deutschen Streitkräfte einsetzt. Dr. Stockmanns Studie ist, nachdem homosexuelle Soldat:innen über Jahrzehnte nichts weiter als ein „Thema für Witze und abfällige Bemerkungen“ waren und Kamerad:innen aufgrund „homosexueller Handlungen“ sogar eine Gefängnisstrafe drohen konnte, also ein wunderbarer Moment der Selbstreflexion und Ausdruck eines Streitkräfte-internen Willens zur Besserung. Denn auch nach der Entkriminalisierung der Homosexualität im Jahre 1969 blieben Betroffene und ihre Erfahrungen zumeist weiterhin unsichtbar im Gedächtnis, der Identität und des Selbstverständnisses der Bundeswehr. Eine Studie zur Sichtbarmachung und Aufarbeitung erlebten Unrechts kann hier nun endlich einen wichtigen Schritt in Richtung Besserung bedeuten.