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“Wer sich selbst finden will, darf andere nicht nach dem Weg fragen.” – Paul Watzlawick Während ich darüber nachdachte, wie meine Reise zur Selbstakzeptanz verlief, musste ich an dieses Zitat denken. Dennoch hat es sehr lange gedauert, bis ich annähernd das Gefühl hatte, mich selbst ein Stück mehr zu lieben. Ich verinnerlichte einfach nicht, was das wirklich bedeutete. Auf meine Reise zu diesem Punkt möchte ich euch mitnehmen. Quer durch das unendliche Universum der Selbstfürsorge.

Was ist Selbstbewusstsein?

Ich habe nach außen oft sehr selbstbewusst gewirkt. Doch wenn etwas an mir Fake war, dann meine gute Laune, mein Selbstbewusstsein. Ich war eine gute Schauspielerin und habe leider aus meiner Kindheit mitgenommen, dass negative Emotionen und Tränen nicht erlaubt sind. Ich habe viele Jahre die „good vibes only“ Tante gespielt. 

Wer mich aus dieser Zeit kannte, der hat wahrscheinlich gedacht: Die ist extrem selbstbewusst. Aber ich war schon immer eine Mischung aus extrovertiert und introvertiert. Ich würde jedoch sagen, „selbstbewusst“ ist hier nicht das richtige Wort. Ich war nur, wenn ich mir meiner Fähigkeiten sicher war, selbstbewusst. 

Sicher, war ich mir allerdings nur, wenn ich Leistung erbringe und die entsprechende Anerkennung bekam. Ich war stolz, wenn ich tolle Bilder im Kunstunterricht gemalt habe oder einen guten Auftritt hingelegt habe und dafür gelobt wurde. Wenn mein Feedback allerdings negativ ausfiel oder ich etwas nicht geschafft habe, war ich niedergeschlagen, unsicher und schlecht gelaunt.

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Erst als ich einen Breakdown hatte und am Tiefpunkt war, half mir eine Therapie zu erkennen, das ich noch einen weiten Weg vor mir habe. Ich habe mich in den darauf folgenden Jahren, bis heute, langsam von der Denkweise gelöst. Mein Selbstwert ist nicht abhängig, von dem, was ich leiste oder andere Menschen von mir denken. Das hat meinem Selbstbewusstsein einen gehörigen Boost gegeben und mich auf den Weg der Selbstfürsorge gebracht. Obwohl ich, wie jeder andere auch, ab und zu mal schlechte Tage habe.

Ich liebe meinen Körper

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Häufig werde ich gefragt, ob es Bereiche meines Körpers gibt, die ich mehr oder weniger mag als andere. Ich weiß gar nicht so recht, ob ich noch in diesen Kategorien denke. Es gibt eine verfärbte Stelle an meinem Körper, wo das Bindegewebe kaputt ist. Es ist nicht so, dass ich diese Stelle nicht mag, aber sie ist sehr empfindlich. Ich halte sie daher lieber bedeckt und möchte nicht, dass sie jemand berührt.

Die der Frage zugrunde liegende Denkweise ist, meines Erachtens nach, eine von den Medien generierte Problematik: Aus kommerziellen Gründen, um Sachen an uns zu verkaufen, um uns Schönheit zu verkaufen, werden Dinge konstruiert, die wir als Makel sehen, die aber gar keine sind! Cellulite ist nicht die Ausnahme, sondern sie ist vielmehr die Regel. Ich kenne selbst Männer mit Cellulite. Mein Mann findet mich nicht weniger attraktiv, nur weil ich Cellulite habe. 

Achtest du auf deine Selbstfürsorge? Oder bist du noch im, von Medien generierten, Wunsch nach den falschen Schönheitsidealen gefangen?

Meine dunklen Momente

Allerdings gab es auch dunkle Momente in meinem Leben und meiner Sichtweise zu meinem Körper. Meine Gesundheit war für einige Jahre komplett im Arsch. Ich war oft im Krankenhaus und noch häufiger krank zu Hause. Auch meine Essstörung stellte mich vor die immer gleichen Herausforderungen. Wieder und wieder dieser Kampf zwischen: Ich werde jetzt gesund und esse normal oder ich gehe wieder zurück ins Hungern. Schlank – haufenweise Komplimente – aber geschädigte Gesundheit oder normal leben, zunehmen, aber dafür gesund sein? Durch diese Zeit weiß ich das Privileg zu schätzen, das mein Verdauungstrakt richtig funktioniert. Ich bin glücklich, dass ich wieder ganz normal essen kann, ohne es zu erbrechen. 

Es gibt natürlich auch noch andere Dinge, die ich an mir mag, z.B. meine Sommersprossen. Sie sind auch im Gesicht zu sehen und nicht nur auf meinen Schultern. Ich liebe auch die natürliche Linie, die ich an meinen Augen habe. Mit ihr kann ich einen sehr guten Eyelinerwing malen. Es sind die kleinen Sachen, die wir wertschätzen sollten. Was magst du an dir besonders gern?

Selbstfürsorge im Wendepunkt meines Lebens

Wie bereits vorher erwähnt habe ich mit Mitte 20 einen emotionalen und auch körperlichen Breakdown gehabt. Aus heutiger Sicht ist das gut. Ich weiß nicht, was gewesen wäre, wenn ich diesen Zusammenbruch nicht gehabt hätte und eingesehen hätte: jetzt ist der Zeitpunkt, einen Neuanfang zu wagen, neue Wege zu gehen.

Für mich ist der Weg zum Selbstvertrauen ein Prozess, der mehrere Phasen durchläuft: erst einmal die Selbstbeobachtung, dann die Selbstreflektion und dadurch entsteht das Selbstvertrauen. Ich bin mir meiner Fähigkeit bewusst, dass ich ganz gut schreiben kann und bin kreativ. Dass ich das für mich sehe, reflektiere und mir dessen bewusst bin, erzeugt für mich Selbstvertrauen. Ich muss allerdings auch zugeben, dass das ein Wort ist, dass ich sehr selten nutze. Ich mag lieber den Begriff der Selbstfürsorge. 

 

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Der Halt in meinem Leben

 

Im Leben gibt mir Halt, dass ich weiß, dass ich im Zweifelsfall immer einen Ort, immer Freunde, immer die Möglichkeit habe, nach Hause zurückzukehren. Besonders meine Lebenskrise hat mir gezeigt, dass ich unglaublich tolle Freunde habe. Ich kann auf sie zählen und mich auf sie verlassen. Auch meine Familie sorgt sich um mich. Das ist nicht selbstverständlich, ich weiß selber, dass das ein Privileg ist.

Natürlich ist die große Konstante in meinem Leben, mein Ehemann. Wir waren, einfach seitdem wir uns kennen, fast jeden Tag unseres Lebens zusammen. Aber wir haben auch unabhängig voneinander, jeder sein eigenes Ding am Laufen. Jona ist viel ehrenamtlich und politisch unterwegs. Ich bin die kreative und wir finden uns irgendwo in der Mitte für gemeinsame Video- und Fotoproduktionen. Wir werden jetzt den September und Oktober größtenteils getrennt voneinander verbringen. Das ist vollkommen okay, denn wir finden immer wieder zusammen und nehmen uns Zeit füreinander. Das ist etwas, was ich unglaublich wertvoll finde. Wir können uns im Zweifelsfall immer aufeinander verlassen. Selbst wenn es bei uns mal ordentlich knallt, können wir auf den anderen zählen. Wir sind der Anker füreinander und unterstützen uns gegenseitig.

 

 

Verkommt unsere Diskussionskultur?

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Neben meinen Themen als Aktivistin auf Instagram für Selbstfürsorge und mentale Gesundheit ist auch das Thema Diskussions- und Publikationskultur im Internet wichtig für mich und fällt mir oft negativ auf. Viele Menschen posten einfach Begriffe, ohne sie überhaupt einmal gegoogelt zu haben. Dadurch kommt es häufig zu Fehlinterpretationen und Falschannahmen, welche vehement und stur verteidigt und rausposaunt werden. Ein Beispiel dafür ist Body positivity. 

Der Begriff stammt aus dem fat acceptance movement. Aber wird heutzutage häufig von normschönen Menschen genutzt, sodass inzwischen viele Personen, die sich mit dem Thema nicht weiter beschäftigt haben, glauben, dass body-positivity ein Synonym für Selbstliebe ist. Es wird suggeriert, dass es um normschöne Frauen geht, die ihre Cellulite, Dehnungsstreifen oder Röllchen zeigen, die sie haben, wenn sie auf eine bestimmte Art und Weise sitzen. 

Aber Menschen, die fett oder auf andere Art und Weise nicht der Norm entsprechend sind, werden immer häufiger ausgegrenzt. Ihnen gegenüber werden oft Sätze fallen gelassen wie: “Body-positivity / Selbstliebe ist eine Selbsttäuschung, wenn man nichts für seinen Körper tut“. Es wird dadurch stereotypes Denken gefördert, wie “Menschen mit Mehrgewicht sind, faul und unhygienisch.” 

Der Missbrauch des Wortes „toxische Beziehung“

 

Ein weiteres Beispiel ist das aktuell vielgelesene Wort “toxische Beziehung”. Ich präzisiere diesen Begriff persönlich zu toxische Beziehungsdynamiken. Toxische Beziehungsdynamiken können viele Gründe haben, allerdings wird dieser Begriff oft genutzt, ohne zu differenzieren, was genau an der Beziehung toxisch war. Zudem wird sehr oft vergessen, dass eine Person, auch wenn sie manipulativ ist und ein Arschloch im Kontext der Beziehung war, evtl sogar eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hat, eben auch selbst unter dem Verhalten und den Konsequenzen leidet. 

Die Lösung sollte niemals sein, das Beziehungsaus öffentlich auf den Social Media Plattformen, unter dem Stempel „toxisch“, zu präsentieren. Den jeweils anderen an den Pranger zu stellen und mit Worten um sich werfen, die im schlimmsten Fall nicht wirklich zutreffen und im besten Fall niemandem helfen. Auch abschließen, loslassen und wachsen, kann man so nicht. In der Regel verhindert man dadurch massiv den eigenen Heilungsprozess. Ein Ende einer Beziehung ist nun mal mit Schmerz verbunden und man heilt nicht, indem man die Person weiter angeht.

 

 

Reflektieren wir uns wirklich, was für Werte wir aktuell vertreten?

Was sind meine Werte? Das ist einerseits eine sehr wichtige Frage, andererseits aber auch eine sehr schwierige. Denn reflektieren wir uns wirklich, was für Werte wir aktuell vertreten? Ich glaube, wir finden nur sehr wenig Zeit für solche Momente, wenn wir nicht gerade sehr exzessiv Journaling betreiben. 

Mein wichtigster Wert ist, glaube ich, Aufrichtigkeit. Passend dazu mein Lebensmotto: immer schön ehrlich bleiben, denn Ehrlichkeit obsiegt. Der ist eng mit meiner Lebensgeschichte verbunden. Wenn ich Probleme in meinem Leben hatte, dann oft wegen falscher Kommunikation und Lügen. 

Ein anderer wichtiger Wert ist für mich offene und ehrliche Kommunikation. Auf eine ernstzunehmende und respektvolle Art und Weise miteinander sprechen. Nicht jeder kann meine Meinung und mein Standpunkt verstehen. Ich kann aber versuchen, mich mit anderen Menschen auszutauschen und ihren Standpunkt zu verstehen. Warum sie denken, wie sie denken. Daraus erschließen sich mir vielleicht auch neue wertvolle Erkenntnisse.

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Selbstfürsorge ist für dich! – Du darfst. 

Ich möchte dir auf den Weg mitgeben, das du es wert bist, dich mit dir selbst auseinander zu setzen. Oft habe ich in meinem Leben schon den Spruch gehört: Es ist selbstverliebt, wenn man sich mit sich selbst beschäftigt. Ich will ganz klar sagen: nein, es ist vollkommen okay, dass du Selbstfürsorge betreibst, indem du dir Zeit für dich nimmst. Auch, wenn du Mutter bist, auch wenn du eine pflegebedürftige Person in deinem Umfeld hast:

  • Du darfst dir Zeit für dich selbst nehmen.
  • … dich ausruhen.
  • … dich selbst reflektieren.
  • … selbstfürsorglich sein.
  • … stolz auf dich sein.
  • … deinen Selbstwert erkennen und annehmen!   

Ich hoffe mein Weg zeigt dir du bist nicht allein, wir alle gehen durch Höhen und Tiefen und wachsen auf unserem Weg. Vielleicht konnte ich dir auch ein paar Hinweise, neue Denkanstöße oder etwas Motivation für deinen Weg mitgeben. 

Artikel von Bettina

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