Kunsttherapie: Ein Zugang zum Unterbewusstsein
Den Prozess nachzeichnen, Probleme bildhaft machen
Bei dem Begriff Kunst-therapie denkt man in erster Linie immer an die Behandlung von psychischen Krankheiten. Auch wenn diese Therapieform dort aufgrund ihrer heilenden Wirkung Anwendung findet, versteht sie sich, wie alle anderen künstlerischen Therapien auch, als Möglichkeit zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit.
Wie funktioniert Kunsttherapie?
Die Bildende Kunst kann eine wunderbare Möglichkeit sein, sich auszudrücken und Gedanken sowie Gefühle zu artikulieren. Kunsttherapeut:innen unterstützen Klient:innen oder Patient:innen dabei, die Stressmuster mittels künstlerischer Ausdrucksformen wie der Bildenden Kunst aber auch Fotografie zu erkennen und schlussendlich aufzulösen. Ein wichtiger Grundgedanke der Kunsttherapie ist, dass diese stark dabei unterstützen kann, das Unbewusste sichtbar zu machen.
Geschichte der Kunsttherapie
Im therapeutischen Kontext wird die immer bekannter werdende Kunsttherapie seit den 1970er Jahren unter den Begriffen Kunsttherapie und Kunsterziehung immer weitgehender eingesetzt. Der frühe Begriff Art Therapy geht auf den Maler Adrian Hill zurück, der in einem Sanatorium begann, seine Mitpatient:innen zu künstlerischer Arbeit anzuregen. So begann seine künstlerische Arbeit mit weiteren Patient:innen, die er 1945 unter dem Titel Art Versus Illness als Buch dokumentierte. Auch Pionier:innen wie Margaret Naumburg und Edith Kramer entwickelten zeitgleich kunsttherapeutische Ansätze.
Das schöpferische Potenzial
In gestalterischen Prozessen kann eine große Kraft liegen. Das wird an der Kunsttherapie besonders deutlich. Denn ihr Ansatz hat den Menschen, und nicht seine Erkrankung im Fokus. Sie möchte Ressourcen, wie die Möglichkeit des Menschen zur Reflexion auf Unterbewusstes, sichtbar machen. Wird das schöpferische Potenzial im Prozess der Kunsttherapie freigesetzt, können mentale und emotionale, aber auch körperliche Blockaden gelöst werden. So kann die Kunsttherapie sich kräftigend auf die Lebensgestaltung und die Gesundheit auswirken.
Wie die Kunsttherapie angewendet wird
Von klinischen über pädagogische und heilpädagogische bis zu soziokulturellen Bereichen wird die Kunsttherapie inzwischen ausgeübt. Also beginnend in Psychiatrischen Anstalten, Schulen und Krankenhäusern, über Einrichtungen der Behindertenhilfe, Museen, Gefängnissen, Altersheimen, aber auch in der Beratung und im Coaching sowie der Erwachsenenbildung hat die Kunsttherapie Fuß gefasst.
Was muss ich beachten?
Wie die Vielfalt der Anwendungsbereiche schon erahnen lässt: Man muss nicht Künstler:in sein, um Erfolge und Fortschritte mit Kunsttherapie zu machen. Es zählt vor allem die Entscheidung, sich auf den Prozess der künstlerischen Darstellung, als Ausdruck des Bewusstseins und Unterbewusstseins einlassen zu können.
Perfektionistische Menschen bzw. Menschen mit Versagensängsten kann es zum Beispiel scheuen, mit ihrem Werk zu beginnen. Oder sie könnten mehr darauf bedacht sein etwas von ‘Wert’ zu schaffen und beim misslingen ihrer Leistung, gemessen an ihrer Vorstellung, blockiert sein den eigentlichen Therapieansatz zu verfolgen.
Aber auch hier gilt, bleibt man dem Therapieansatz zugewandt, könnte man sich genau diesem Thema widmen. Ist dies nicht möglich, ist ein anderer, für die Person angenehmerer Therapieansatz denkbar. Fest steht: Die Kunsttherapie ist eine spannende, vielfältige und damit vielversprechende und noch nicht vollständig erforschte Therapieform, die Menschen mit vielfältigen Herausforderungen helfen kann.